Tierwohl oder eigener Genuss?

self-Logo 28.02.2025 Jana Winkler

Hölle auf Erden
Kleine Käfige, schmerzerfüllte Schreie, tote Babys und Blut auf dem Boden des Stalles. Leid wohin man blickt. Etwas, was täglich in deutschen Mastbetrieben vorzufinden ist, etwas, was der Mensch geschaffen und legalisiert hat, nur um eigene Bedürfnisse zu stillen.
"Aber ich hole mein Fleisch immer vom Bauern nebenan, dort geht’s den Tieren gut!" Das sagen viele, wenn man sie mit ihrem Fleischkonsum konfrontiert, aber die Realität sieht erschreckend anders aus: 745mio Tiere wurden im Jahr 2023 in Deutschland getötet und nach Schätzungen des Statistischen Bundesamts, Tierschutzorganisationen, Verbraucher*innen sowie Journalist*innen stammt 95% des Fleisches in Deutschland aus Massentierhaltung. Somit sind diese schrecklichen Bedingungen keine Einzelfälle, sondern vielmehr der Standard. Selbst unter Bio-Bedingungen finden sich Verletzungen und Krankheiten, welche auch hier durch schlechte Haltungsbedingungen entstehen.

Ein Beispiel dafür bietet die Eierindustrie: In konventioneller Haltung werden 6000 Hennen pro Herde gehalten, während bei Bio-Haltung 3000 pro Herde sind. Das ist zwar deutlich weniger, aber trotzdem unangenehm für die Hühner, denn in einer angenehm großen Herde leben 15-20 weibliche sowie ein männliches Huhn. Im Bezug darauf erkennt man, dass beide Haltungsmöglichkeiten weder artgerecht noch zumutbar für ein Lebewesen sind. Man stelle sich nur vor, ein Mensch würde mit so vielen Mitmenschen eingesperrt. Dazu kommt noch, dass die meisten keine frische Luft bekommen und dass durch das Hochzüchten der für Fleisch gemästeten Rassen viele Hühner an Herzinfarkten, Organversagen und schmerzhaften Deformationen ihrer Beine leiden, bevor sie nach 40 Tagen getötet werden. Dabei könnten sie 60mal älter werden. 

Hühnern in der Eierindustrie geht es nicht besser, sie weisen ebenfalls Krankheiten durch die extreme Hochzucht auf, wie Eileiterentzündungen, oft gebrochenen Knochen und Osteoporose sowie Verhaltensstörungen, wie Federpicken und Kannibalismus. 

Diese Bedingungen betreffem nicht nur Hühner, auch Schweine leiden ungemein an den furchtbaren Haltungsbedingungen. Sie leiden oft an Abszessen, Lungenentzündungen und offenen Wunden. Außerdem weisen sie Verhaltensstörungen wie das Schwanzbeißen auf. Um dies zu verhindern, darf man kleinen Ferkeln ohne Betäubung den Schwanz entfernen. Auch Schweine werden meist in zu kleine Käfige gesperrt, in denen sie sich oft nicht einmal umdrehen können. 

Rindern geht s nicht grade besser. In der Fleischproduktion haben sie meist wenig Auslauf und stehen auf Vollspaltboden. Außerdem werden in etwa 80% der Rinder in Haltungsform 1 gehalten, in der ihnen die Hörner schmerzhaft entfernt werden, sie weniger als 2 Quadtatmeter pro Rind Platz haben, auch Anbindehaltung erlaubt ist und sie nur etwa 1,5 Jahre alt werden, obwohl sie eigentlich 25 Jahre alt werden könnten. 

Auch die Milchindustrie ist ein abstoßendes Geschäft, denn 92% der Kühe, die für Milch ausgebeutet werden, befinden sich in Massentierhaltung. Damit eine Kuh überhaupt Milch gibt, muss sie erstmal ein Kalb bekommen. Deshalb gebärt eine Kuh etwa 1 Kalb im Jahr, welches ihr bereits wenige Stunden nach der Geburt entrissen wird. Das muss für Mutter und Kind unglaublich schmerzhaft sein, denn Kühe sind in der Lage komplexe Emotionen zu fühlen und starke soziale Bindungen aufzubauen. Deshalb rufen die Mütter auch nach ihren Kindern, wenn diese weggebracht werden. Diese qualvollen Schreie sind herzzerreißend. Nachdem die Kälbchen weggenommen wurden, werden die männlichen geschlachtet, da sie für die Milchindustrie wertlos sind. Die weiblichen erfahren entweder das schreckliche Schicksaal ihrer Mütter oder werden wegen Überschuss geschlachtet. So wirkt die Milchindustrie aktiv daran mit, dass Tierbabys getötet werden, weil sie keinen Nutzen bringen. Somit ist das Klischee von glücklichen Kühen auf der Weide ein Märchen, welches unseren Konsum rechtfertigt

Wir können etwas tun
Mich haben all diese Fakten extrem verstört und mich dazu gebracht, meinen Konsum an tierischen Produkten zu hinterfragen. Mir wurde klar, dass es für mich nur eine Möglichkeit gibt: vegan werden! Und je mehr ich über das Thema Veganismus informiert hab, desto mehr Vorteile habe ich gefunden. Denn abgesehen davon, dass keine Tiere mehr ausgebeutet werden, hat es auch positive Auswirkungen auf die Umwelt, denn Futtermittel belasten durch chemische Schadstoffe die Umwelt, da sie unter geringeren Standards angebaut werden als pflanzliche Lebensmittel für unseren Verzehr. Außerdem werden Urwälder für den Anbau von Futter gerodet, darunter leiden Natur, Tiere und die Menschen die dort leben. Die Umweltbelastung durch die Tiere, die Methan ausstoßen, welches ein Treibhausgas ist und somit den Klimawandel fördert, wird ebenfalls vermieden. Zusätzlich werden Ressourcen gespart, denn nur 15-20% der Futter-Kalorien sind überhaupt im Endprodukt. Somit wird also Getreide, welches auch direkt vom Menschen gegessen werden könnte, verschwendet. Der Satz „Veganer essen meinem Essen das Essen weg“ ist also falsch. Viel eher essen Fleischesser anderen Menschen das Essen weg. 

Wasser wird ebenfalls gespart, da für ein Kilo Rindfleisch 15000l Wasser verbraucht werden. Von dieser Menge kann man 150 Kilo Kartoffeln anbauen! Doch eine rein pflanzliche Ernährung bietet auch Vorteile für den eignen Körper solange man sich ausgewogen ernährt. Eine Studie des National Cancer Institutes in Bethesda (USA) identifiziert Krankheiten, die mit Fleischkonsum in Verbindung stehen: Herzkrankheiten, Schlaganfall, Krebs, Atemwegserkrankungen, Diabetes Typ 2, Alzheimer, Infektionen, Nierenerkrankungen und chronische Lebererkrankungen. Geringerer Fleischkonsum wirkt sich also positiv auf die Gesundheit aus. Allerdings sollte man sich auch über Nährstoffmangel bei einer veganen Ernährung informieren, wenn man diese in Betracht zieht.
Seinen eigenen Konsum zu hinterfragen und seine Ernährung umzustellen ist schwer, lohnt sich aber. Veganismus ist nicht nur der Verzicht auf tierische Produkte, sondern die Denkweise, dass das Leben eines anderen Lebewesens wertvoller ist als der eigene Genuss. Außerdem gibt es auch viele Möglichkeiten, Neues auszuprobieren und immer mehr vegane Alternativen auch in Restaurants. Sich umzustellen ist eine Herausforderung und keiner muss von heute auf morgen vegan werden, aber man sollte seine eigenen Angewohnheiten hinterfragen und jeder kleine Schritt ist ein Fortschritt!

Quellen:
Schlachtzahlen und Fleischverzehr 2023 • Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt
Was ist Massentierhaltung? Fakten und Zahlen aus Deutschland
Ist vegane Ernährung gesund? | BARMER
Warum Veganismus die Umwelt schützt


Promedia Maassen
12.03.2025 10:23 Uhr
Liebe Jana, vielen Dank für deinen Beitrag zu diesem wichtigen Thema. Er verdeutlicht gut, wie die erschreckende Realität in der Massentierhaltung aussieht. Besonders hervorzuheben ist, dass du sowohl ethische als auch ökologische und gesundheitliche Aspekte beleuchtest. Dadurch zeigst du, wie intensiv du dich mit der Thematik auseinandergesetzt hast. Dir ist insgesamt ein ansprechender und sehr ausführlicher Text aus Fakten und persönlicher Reflexion gelungen, der sicherlich den ein oder anderen noch einmal zum Nachdenken anregt und motiviert, den eigenen Konsum zu hinterfragen. Viele Grüße vom Projektteam von Promedia Maaßen

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