Jede Sekunde zählt
Drohnen bringen lebensrettende Medikamente schnell zum Unfallort
Drohnen können Bahngleise überprüfen, die Post bringen, den Bedarf an Dünger eruieren und demnächst wohl auch bei uns dringend benötigte Medikamente zu Notfällen bringen. An Letzterem arbeitet das Start-up Quantum Systems mit dem Projekt „Med In Time“. Vier bis fünf Kilogramm Medikamente können die senkrecht startenden Flugzeugdrohnen in einer temperierten Box transportieren. Mit einer Geschwindigkeit von 50 bis 100 Stundenkilometern und einer Reichweite von etwa 60 Kilometern wären sie dem Auto weit voraus. Auch in Sachen Kosten und Klimaschutz. Jörg Böttcher, Professor für Regelungstechnik und Elektrische Messtechnik an der Universität der Bundeswehr München, forscht an Verfahren und Algorithmen zur dynamischen Flugroutenplanung. „Der Einsatz von Drohnen weist eine 20- bis 30-mal größere Effizienz im Vergleich zu Autos auf und ist zudem umweltfreundlicher“, sagt Böttcher.
Warum werden solche Drohnen dann nicht eingesetzt? Das liege an der EU- Drohnenverordnung, sagt Böttcher. „Bisher macht die Gesetzeslage eine serienmäßige Verwendung unmöglich, da Drohnen nur in Sichtweite des Piloten fliegen dürfen.“ Das Projekt befindet sich noch in der Testphase und wird vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, dem Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm und dem Roten Kreuz unterstützt. Die Projektpartner gehen aber davon aus, dass ihre Forschungsergebnisse in die nächste Drohnenverordnung einfließen. Ein weiteres Hindernis ist die Akzeptanz in der Bevölkerung. Diesbezüglich läuft eine Umfrage des Landkreises Pfaffenhofen. Die Forscher gehen davon aus, dass diese hoch sein dürfte, da die Drohnen kaum hörbar sind und relativ hoch fliegen.
Wer sich jetzt allerdings vorstellt, dass man in Zukunft den Himmel vor Drohnen nicht mehr sehen kann, liegt falsch. „Eine Alternative zur momentanen Transportinfrastruktur sind die Drohnen nicht“, räumt Böttcher ein. „Sie wären eine effiziente Ergänzung.“ Eine weitere Einschränkung stellen Umwelt und Wetter dar. Bei schlechter Sicht kann die Drohne noch navigieren, da sie sich mit GPS orientiert und durch Radarsensoren unerwartete Hindernisse erkennen kann. Bei starkem Wind oder Regen allerdings kann sie nicht starten. Auch größere Vögel können zum Problem werden. Bei Kollisionskurs muss die Drohne ausweichen oder sogar notlanden.
In zwei bis drei Jahren sollten die gesetzlichen Voraussetzungen geschaffen und das System ausgereift sein. Dann muss die Finanzierung sichergestellt werden. „Ich gehe davon aus, dass Kliniken großes Interesse haben werden. Denn die Drohne ist preisgünstiger, schneller und die Notfallapotheken müssen nicht Medikamente vorhalten, die nach abgelaufenem Haltbarkeitsdatum entsorgt werden“, so Böttcher.