Lebensrettender Chip

self-Logo 12.03.2024 Maya Cipriani, Joy Koufou, Jackie Okada, Sandra Viehl, Klasse 10 des Ernst-Mach-Gymnasiums, Haar

Sogenannte ACDC-Sensoren schlagen Alarm bei Gefahrstoffen.

Nein, der ACDC-Chip hat nichts mit der Rockband in kurzen Hosen zu tun. Die Abkürzung steht in diesem Fall für Atomarchemischer-Detektor-Chip. Aber was ist und wozu dient dieser? Und auf welche Weise funktioniert das Ganze?

Der Detektor schlägt aus. Ein lautes Piepsen erfüllt den Raum. Alle Schüler drehen sich erschrocken um. Was ist passiert? Kurz darauf bricht Gelächter aus, ein Schüler hat in das Gerät gepustet, und der Detektor hat zu viel Kohlenstoffdioxid diagnostiziert und Alarm geschlagen. Diese kleine Box kann alle Gase, die explodieren können, radioaktive Strahlung, Dämpfe und Säuren erkennen. Sie ist Geigerzähler und Säuredetektor in einem. Und während letztere bis zu 5000 Euro kosten können, ist dieser Prototyp mit einem geschätzten Preis von 400 Euro vergleichsweise preiswert. Aufgrund der handlichen Größe eignet sich das Gerät perfekt zum Anbringen an der Brusttasche des Schutzanzuges der Hilfskräfte. Denn Einsatzkräfte und alle, die mit Gefahrgut zu tun haben, sind die erste Zielgruppe für diese hochwertige Messtechnik im Taschenformat. Da liegt es nahe, mit Leuten aus der Praxis, konkret dem ABC-Zug München-Land der Feuerwehr Haar, bei der Entwicklung zusammenzuarbeiten. Von etwa 23 000 Feuerwehren in Deutschland haben die meisten keine eigenen Messgeräte, weil diese sehr teuer sind. Einen ACDC könnten sich aber alle leisten. Die kleine Plastikbox hat mehrere Leuchtdioden, die bei Gefahr aufleuchten. Damit keine weiteren Öffnungen nötig sind, kann man den Detektor über ein Ladepad aufladen. Der Austausch des Geigerzählers erfolgt durch einen sogenannten Silizium-Fotomultiplier, der nicht nur schneller, sondern auch präziser ausschlägt und sich zügig in den Anfangszustand zurückversetzt. Vor dem Einsatz wird das Gerät auf den Ausgangswert des jeweiligen Ortes kalibriert, denn es herrscht überall eine gewisse Radioaktivität. So würde beispielsweise ein Detektor aus Hamburg in München womöglich früher Gefahr schlagen. Schädliche Gase, zum Beispiel bei Bränden, können früh erkannt werden. Das ist besonders wichtig, da diese die Schleimhäute verätzen können.

Tanja Stimpel-Lindner, Doktorin und zuständig für Sensortechnologie, sowie ihr Mitarbeiter Mark Viebrock haben ihr Projekt im Mai vergangenen Jahres auf dem Innovationsforum „Zivile Sicherheit“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung vorgestellt und die Funktionsweise des Prototyps an einem Behälter mit gefährlichem Gas in einem Glaskasten vorgeführt. Zurzeit arbeitet das Institut für Physik an der Weiterentwicklung des Detek- tors. Die Ergebnisse sollen dann 2026 auf der Interschutz-Messe vorgestellt werden. Vom Prototypen bis zur Marktreife wird es also noch einige Jahre dauern, da das Projekt durch einen Forschungsantrag genehmigt werden musste. Das sinnvolle und preiswerte Projekt ACDC kann Leben retten und sollte auf jeden Fall gefördert werden und möglichst bald auf den Markt kommen. Denn die Konkurrenz schläft nicht.




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