Kommentar zum Text „Beichte einer Influencerin“
Geld allein macht nicht glücklich
Monatelang hat die Influencerin Natalie Klüver hunderttausende ihrer Follower betrogen, um viel Geld für sich und ihre Kinder zu verdienen. Sie hat gelogen, falsche Tatsachen vorgetäuscht und versucht, für Firmen Produkte schönzureden, von denen sie selbst gar nicht überzeugt war. Zum Beispiel behauptete die dreifache Mutter bei einer Werbung für eine Pastasauce, dass die Sauce ein fester Bestandteil ihres Küchenschrankes geworden sei, weil sie praktisch in der Zubereitung und gleichzeitig lecker im Geschmack sei. In Wirklichkeit findet sie, dass die Sauce ekelig schmeckt und eher ein „püriertes Irgendwas mit undefiniertem Geschmack ist.“ Man kann das so machen, jedoch ist fraglich, ob damit jeder zufrieden ist und ein reines Gewissen haben kann. Die Influencerin jedenfalls kämpft seitdem mit dem schlechten Gewissen. Lieber hätte sie ihr Geld ehrlich verdient, als sich im Internet durch Firmengelder mit unehrlichen Tricks zu vermarkten und damit zu bereichern!
Als Influencer möglichst viel Geld für die Familie zu verdienen, auch wenn es auf unehrliche Weise geschieht, mag der Familie gut gefallen, vor allem dann, wenn man knapp bei Kasse ist. Auf der anderen Seite ist dies teilweise kein ehrlich verdientes Geld. Oft muss man dafür lügen oder betrügen und viele Menschen haben dabei selbst wenig Skrupel oder denken nicht darüber nach, ob sie anderen schaden. Nicht selten schämen sie sich nicht einmal wegen ihrer Unehrlichkeit. Der Preis, den man dabei bezahlt, ist hoch. Regt sich doch täglich das schlechte Gewissen und der Wunsch, mit dem Lügen und Betrügen der künftigen Kunden aufzuhören und ihnen keine falschen Tatsachen vorzuspielen. Auch entspricht das unehrliche Verhalten im Internet nicht einem anständigen und ehrenhaften Leben und schon gar nicht einem Leben im christlichen Sinn, bei dem das oberste Gebot heißt: Du sollst nicht lügen und bei dem es um die Nächstenliebe und nicht um den eigenen Profit geht. Besser ist es, das Geld ehrlich zu verdienen, anstatt sich durch Firmengelder für unehrliche Tricks kaufen zu lassen, ohne das beworbene Produkt selbst gutzuheißen. Eine andere ehrlichere, aber nicht unbedingt gewinnbringende Möglichkeit wäre, als Deinfluencerin die wahre eigene Erfahrung mit dem Werbeprodukt im Netz zu teilen und somit seine eigene Meinung im Internet
preiszugeben.
Weiterhin ist das Familienleben eine private Angelegenheit, an der nicht Hunderttausende teilhaben müssen. Um noch mehr Follower für seinen Blog zu gewinnen, werden wildfremden Personen private Erlebnisse und Fotos im Internet preisgegeben, die man sonst nicht einmal den eigenen Bekannten erzählen oder zeigen würde. Zum Beispiel werden hier unordentliche Kinderzimmer, Wäscheberge und Wohnungsbilder, sowie private Familien- und Kinderbilder gepostet, um die Follower für sich zu gewinnen. Einerseits raubt dies sehr viel Zeit, andererseits bekommen die Follower tiefe Einblicke in das Privatleben, das sie eigentlich nichts angeht. Der Influencer selbst wird, wie Natalie Klüver, zu einer Medienfigur, die sie eigentlich gar nicht sein möchte. Sie verliert ihre Persönlichkeit und wird zu einer virtuellen Person, die es eigentlich gar nicht gibt.
Alles in allem ist es das zwar verlockende Geld nicht wert, eine ehrenamtliche Tätigkeit aufzugeben und als Internet-Influencerin Geld zu verdienen. Damit wird häufig nicht nur unzähligen Followern etwas vorgetäuscht, sondern auch die eigene Person leidet durch die Betrügerei und Lügen, die nötig sind, um interessant zu wirken, auf Dauer immer mehr darunter.