Das Centro Oberhausen - ein Vorzeigeobjekt?
Noch vor einigen Jahrzehnten war die Montanindustrie im Ruhgebiet und damit auch in der Region Oberhausen vorherrschend. Heute erstreckt sich in Oberhausen Mitte ein riesiges Areal mit über 250 Einzelhandelsgeschäften, Dienstleistern und Freizeitangeboten. Durch die Kohlekrise Ende der 1950er Jahre, die durch die sinkende Nachfrage nach Kohle zu Stande kam, war in Oberhausen eine Umstrukturierung der Wirtschaft erforderlich. Ergebnis war die Eröffnung des Centro Oberhausen, eines Shoppingpalastes der Superlative, welcher stetig wächst. Es ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für Oberhausen. Seit Eröffnung des Einkaufszentrums sind die Übernachtungszahlen in der Stadt gestiegen und mit dem Tourismus sind neue Perspektiven entstanden. Außerdem bietet das Centro vielen Menschen eine Arbeitsmöglichkeit.
Wandel der Wirtschaft in Oberhausen und Entstehung des Centros
Im Jahr 1929 wurde Oberhausen durch den Zusammenschluss mit den Orten Sterkrade und Osterfeld gegründet. Zu diesem Zeitpunkt lag im Zentrum der drei Ortschaften die Gutehoffnungshütte, die der Eisen- und Stahlindustrie zuzuordnen war und welche 1968 durch die Thyssen AG übernommen wurde. Mitte der 1980er Jahre ging die Produktion schrittweise zurück, bevor 1988 die Stilllegung erfolgte. Britische Investoren sahen 1991 Potenzial in dem nun zur Verfügung stehenden Areal und investierten dort. Am 12.09.1996 erfolgte nach 2 Jahren Planung die Eröffnung des Einkaufsparadieses. Nun war eines der größten Strukturwandelprojekte des Ruhrgebiets fertiggestellt. Nachdem es gut angelaufen ist, wurde auch die 17 000m2 umfassende Erweiterungsfläche eingeweiht, bevor 4 Jahre später eine weitere Vergrößerung erfolgte. Die Ketten „Mango“ und „H&M“ bauen sogar extra an das Zentrum an. Damit waren zwei „Big Player“ der Textilbranche auch im Kaufhaus vertreten. 2017 wurde das Kinderland Centrolino eröffnet, womit Familien mit Kindern angesprochen werden sollten. Auch die beliebte Coca-Cola Oase unterzog sich 2019 einer Renovierung.
Gesamtinvestition
Insgesamt umfasst das Projekt Oberhausen-Centro eine Gesamtinvestition von 1,15 Milliarden Euro. Das Einkaufszentrum, der Businesspark und die Errichtung von Trassen für den öffentlichen Personennahverkehr stellen hierbei den größten Anteil dar.
Lage und Anbindung
Um das Einkaufszentrum für viele Besucher erreichbar zu machen, hat das Centro direkte Anschlüsse an die Autobahn A2, A3, A42, A40 und A516 sowie an 12 Autobahnanschlüsse in der näheren Umgebung. Um Gästen mit Autos den Aufenthalt zu erleichtern, bietet das Centro Oberhausen 14.000 kostenlose Parkplätze. Zudem ist mit dem Flughafen Düsseldorf eine Hauptverkehrsachse schnell zu erreichen. Durch die zentrale Lage können über 30 Millionen Menschen das Centro in unter zwei Stunden Fahrzeit erreichen.
Oberhausen Centro: Vorzeigeprojekt des Strukturwandels oder Konsumtempel?
Heute arbeiten circa 12.000 Angestellte, hauptsächlich im tertiären Sektor, im Neuen Oberhausen Mitte, davon 3.000 im Shoppingcenter. Außerdem ist die Einkaufsmeile als größtes Shoppingcenter Europas ein Touristenmagnet und lockt jährlich über 20 Millionen Besucher aus ganz Europa an, die sonst nicht ins „triste“ Ruhrgebiet kommen würden. Durch das Centro ist die Kaufkraft in der Region immens gestiegen. Doch das Centro weist auch Schattenseiten auf. Die eigentliche Innenstadt Oberhausens, mit ihren Einkaufsstraßen, hat an Attraktivität verloren und ist damit kaum frequentiert. Damit ist die Lebendigkeit der Innenstadt dahin, was vielen Einheimischen nicht gefällt. Das riesige Areal mit seinen Backsteingebäuden zerstört vieler Anwohner zufolge das Stadtbild. Durch die fehlenden Gewerbesteuereinnahmen erlangt die Stadt Oberhausen zudem selbst keinen wirtschaftlichen Vorteil.
Zum Schluss muss der Konsument selbst entscheiden, ob er das Centro unterstützen möchte. Es gibt Vor- und Nachteile. Einige Bewohner Oberhausens, so hat man den Eindruck, hätten sich wohl eine andere Lösung gewünscht.