Nicht Meerenge sondern „Bahnhofsenge“ – kein neues Phänomen
Nicht Meerenge sondern „Bahnhofsenge“ – kein neues Phänomen
Gau-Algesheim, 13. Mai 2023.
Mittlerweile gehören gehäufte Störungen des Zugverkehrs schon nahezu zur Tagesordnung: Am Freitagmittag, 12. Mai 2023 standen erneut über hundert Schüler, Berufstätige, Pendler und Touristen frustriert und genervt am Binger Stadtbahnhof, nachdem Dutzende Durchsagen und Anzeigetafeln die zahlreichen Zugausfälle angekündigt hatten.
Dass der bereits für den kommenden Sonntag um 22 Uhr beginnende zweitägige Warnstreik noch gar nicht angefangen hatte, sorgte für noch mehr Unzufriedenheit über die Unzuverlässigkeit der Bahn. Der Grund dafür, dass der Zugverkehr der Deutschen Bahn am 12. Mai vorerst in beide Richtungen eingestellt werden musste, waren technische Störungen und Überschwemmungen. Dies erfuhr man jedoch nicht über die Anzeigetafeln, sondern nur, wenn man sich telefonisch beim Kundenservice informierte. Jener konnte den Wartenden allerdings auch nicht mitteilen, wann es wieder möglich sei, Bingen per Zug zu verlassen.
Große Erleichterung ließ sich unter den Wartenden erkennen, als der Zug, der eigentlich um 13:30 Uhr erwartet wurde, endlich um 13:42 Uhr ankam und so einen Teil der Menschen, die schon seit über einer Stunde am Bahnhof standen von diesem Elend erlöste. Da der Zug jedoch schon übervoll war, musste der andere Teil der Fahrgäste am Bahnhof zurückgelassen werden. Die Menschen, die es geschafft hatten, sich hereinzudrängen, hatten hier weitere 40 Minuten in äußerst beengenden Verhältnissen zu verbringen, da der Zug seine Fahrt aufgrund besetzter Streckenabschnitte immer wieder unterbrechen musste. Durch die heiße CO2-lastige Luft bekamen manche Fahrgäste Kreislaufbeschwerden oder Platzangst. Jeder war froh, als er endlich an seinem Ziel angelangt war, aussteigen und frische Luft atmen konnte.
Es ist erschreckend, dass ein so wichtiges öffentliches Verkehrsmittel wie die Deutsche Bahn so unzuverlässig ist und noch dazu so wenig Rücksicht auf die Fahrgäste nimmt, in der Hinsicht, dass nicht genügend Informationen übermittelt werden, um ein klares Bild von der Situation zu bekommen. Stattdessen werden die Wartenden komplett im Ungewissen gelassen. Gerade in der Zeit des Klimawandels müsste viel mehr darauf geachtet werden, dass man mit Bus und Bahn komfortabel und pünktlich ans Ziel kommt. Bei solch schlechten Fahrbedingungen, wie sie im Moment existieren, werden immer weniger Menschen die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen und wir werden unser Klimaziel „65 Prozent weniger CO2-Emissionen bis 2030 im Gegensatz zu 1990“ sicher nicht erreichen.