
Die "Sunnysides" im Süden Islands
Die Sonnenstrahlen scheinen in das kleine Haus im Süden Islands. Aus dem Fenster sieht man in die Weite. Es ist still, bis auf ein paar kleine Vögel, die in der Ferne zwitschern. Das nächste Haus ist fünf Fahrminuten entfernt. Am Horizont erkennt man die Umrisse der Vestmannaeyjar Islands. Links, der vom Haus aus sichtbare Wasserfall Seljalandsfoss. Hinter dem Haus erkennt man den kleineren Gletscher Eyjafjöll. Heute war ein warmer Tag im isländischen Sommer, es ist kaum eine Wolke am Himmel.
Im Sommer schwanken die Temperaturen in Island zwischen 12 und 15°C. In speziellen Regionen können die Temperaturen bis zu 20° betragen, wobei es im Landesinneren teils deutlich kühler ist. Aufgrund des relativ warmen Golfstromes an der Südküste ist es hier milder als in anderen Regionen dieser Breitengrade.
Bei solch schönem Wetter sind wir direkt losgefahren zum Seljalandsfoss. Dort angekommen standen schon die ersten Reisegruppenbusse aus Rejkjavik. Die Gruppen kann man am Besten an den typisch durchsichtigen Regenponchos erkennen. Den Wasserfall macht es einzigartig, dass man dahinter gehen kann. Der Weg führt einmal komplett um ihn herum. Schon auf dem Weg hinter den Wasserfall kommt einem die Gischt entgegen. Man muss aufpassen, wo man hintritt, so dass man auf den rutschigen Steinen nicht ausrutscht. Der etwas weiter hinten liegende Wasserfall Gljúfrabúi ist im Sommer abenteuerlich zu erreichen, denn das Wasser fließt durch den Eingang in den Fluss ab. Da im Sommer der Gletscher schneller schmilzt und somit mehr Wasser den Wasserfall runterfällt, wird der Weg in die umschlossene Schlucht mit Wasser geflutet. Um in die magisch wirkende Höhle hineinzukommen, muss man von Stein zu stein hüpfen, um nicht in das kalte Wasser zu treten. Dann erstreckt sich das trotz der extremen Beliebtheit weiterhin verborgene Juwel der Gegend vor einem. Der Gljúfrabúi.
Rund 10 Prozent der Fläche Islands besteht aus Gletschern. Der bekannteste und größte Gletscher Europas ist der Vatnajökull. Jedes Jahr schmelzen Rund 40 Quadratkilometer der Fläche. Seit der Jahrtausendwende verloren die Gletscher Islands 7 Prozent ihrer Fläche durch die Globale Erderwärmung. Experten warnen, dass diese bis zum Jahr 2200 komplett Geschmolzen sein werden. Dem ersten einst großem Gletscher wurde der Status 2014 aberkannt. Die Fläche des ehemaligen Okjökull heißt nun Ok, ohne die Isländische Bezeichnung „jökull“ für Gletscher. Profitieren von der starken Gletscherschmelze tut der Tourismus, den viele wollen die Jahrhunderte alten Naturwunder noch bestaunen.
Auf den sich gerade im Ausbau befinden Parkplatz stehen viele Autos und auch ein Reisebus. An der Seite bereitet sich eine Jugendreisegruppe zum Eisklettern vor. Nach einem 10 minütigen Spaziergang über den mit Lavasteinen bedeckten weg kommen wir an dem Aussichtspunkt an, von wo man früher direkt neben der Gletscherzunge Sólheimajökull stand. Diese Gletscherzunge endete jedoch erst fünf Minuten Gehweg später. Auf dem See davor schwammen noch Eisschollen und vereinzelt ragt ein Eisturm aus dem Wasser. Im Eis kann man die verschiedenen Eisschichten erkennen, da manche durch einen Vulkanausbruch schwarz gefärbt wurden. Der Sand auf dem man steht ist ebenfalls schwarz und und viele Lavasteine liegen herum. Diese erkennt man an der deutlichen Porung. Auch hier wird eine Eisklettergruppe eingewiesen. Die Gruppen kann man an den verschiedenen Helmfarben erkennen.
Einen wunderschönen Blich auf diesen Gletscher und auf das freie Meer hat man von dem Aussichtspunkt Dyrhólaey. Eine sehr enge, steile und eine unübersichtliche Straße ist schon ein Abenteuer für sich. Du weißt nicht ob dir ein Auto von oben entgegenkommt oder ob dein Auto die steile Straße überhaupt hochkommt. Von oben hat man einen atemberaubenden Blick über die Insel und das Meer. Der alte Leuchtturm in der Mitte lässt einen ein wenig Willkommen fühlen. Auf der Klippe sitzen im Sommer viele Puffins, die brüten.
Die Puffins, auch Papageitaucher gennant, leben im Nordpolarmeer und in der Nördlichen Atlantik. Sie gehören zu der Gattung der Alkenvögel und zählen zu den gefährdeten Tierarten. Am besten sind die Puffins im Mai bis August zu sehen, denn dann brüten sie in den Klippen. Die Puffins kann man an dem großen, orangenen Schnabel und dem weißen Bauch erkennen. Akrobaten der Lüfte sind sie eher nicht. Sie sind tolpatschig, aber süß und bildschön.
Wir sind diese abenteuerliche Straße wieder runtergefahren und auf die Ringstraße Islands abgebogen. Diese verläuft einmal komplett um die Insel herum. Rechts und Links stehen Islandponys oder Kühe auf Hektar großen, grünen Wiesen in großen Herden zusammen. Jeder Farmer auf der Insel besitzt bis zu Zweihundert Tiere. Auch Schaafe sind auf Island nicht selten. Wir parken auf einem großen Parkplatz, auf dem schon viele Autos stehen. Der Parkplatz gehört zu dem berühmtesten Black Beach der Südküste Islands, der Reynisfjara. Nicht weit weg vom Stand ragen zwei großen Seespitzen aus dem Wasser. Die wilden Wellen des Atlantiks donnern mit einer gewaltigen Kraft auf die Küste und verdienen reichlich Respekt. Die Rote Flagge ist gehisst, trotzdem stehen viele mit dem Füßen im kalten Wasser. Der schwarze Sand sind eher noch kleine Steine, die ihre Farbe aufgrund der Erosion von vulkanischem Gestein erhalten haben. Schon von weitem sieht man die außergewöhnlich geformten Columnes Reynisfjara. Die grauen, marmorierten, eckigen Säulen ragen den Berg hinauf. Viele Menschen setzen sich auf die erreichbaren, viereckigen Emporen dieser Säulen und machen Bilder. Auch in der offenen Höhle Hálsanefshellir erkennt man die beeindruckende Form an den Wänden und von der Decke ragen die Säulen herunter. Die Säulen erhielten diese besondere Form , als die Lava plötzlich abkühlte und diese symmetrische und geometrische Form entstand. Die variiert stark, einige erreichen nur eine Höhe von 0,5m, während andere bis zu 20m erreichen können.
Sehr bekannt für Island ist der Golden Circle. Auf dieser Route, im Südwesten Islands, können an einem Tag diverse Sehenswürdigkeiten im Umland besucht werden. Einer der Hauptattraktionen der Route ist das Haukadalur, ein Geothermalgebiet, welches durch ein besonderes Naturphänomen, den Geysir, weltweit bekannt geworden ist. Ein starker Schwefelgeruch kommt dir entgegen, während du in das Geothermalgebiet gehst. Rechts und links vom abgesteckten Weg siehst du die dampfenden Wasserlöcher. Die größte Menschenmasse steht in einem großen Kreis in der Mitte des Gebietes. Plötzlich schießt eine riesige Wasserfontäne mit einem lauten Knall in die Luft. Ein paar wenige Menschen laufen vor dem herunterkommenden Wasser weg. Unzählige kleinere Wasserlöcher brodeln und dampfen direkt neben dem Weg. Ganz stark wird der Schwefelgeruch auf dem Weg nach oben zu einer Aussichtsplattform. Auch dort liegen viele kleine, dampfende Wasserlöcher. Von oben hat man einen atemberaubenden Blick über das Geothermalgebiet und in die Ferne. Alle 15 bis 20 Minuten schießt wieder das Wasser in die Luft. Im Geysir bildet sich erst ganz langsam eine große Blase, sobald die Oberflächenspannung des Wassers nachlässt schießt das heiße Wasser in die Luft. Von oben hört man nur ganz leise das Geschrei der Menschen, zu denen der Wind das Wasser weht. Etwas weiter links der großen Attraktion ist ein großes, sehr klares Wasserloch. Die Blautöne werden dunkler, je tiefer das Loch reicht. Auch dieses damft und brodelt vor sich hin.
Am vorletzten Tag sind wir auf die Heimaey Insel, die Hauptinsel der Inselgruppe Vestmannaeyjar gefahren. Auf der Fähre sind viele Menschen unterschiedlichster Herkunft. Am Fährhafen angekommen, steht man direkt in der kleinen, gleichnamigen Stadt Heimaey. Von dort aus wandern wir direkt los. Unsere Route führt an der Ostküste entlang bis zum südlichsten Punkt der Insel. Der Weg führt erst einmal zwischen der Stadt und der Hügelkette Herjólfsdalur hindurch. Weiter führt der Weg durch den gleichnamigen Campingplatz, von wo man einen fantastischen Blick auf Herjólfsdalur hat. Besonders beeindruckt hat mich eine Klippe. Man sieht genau, dass dieses Stück Erde ursprünglich mal ebenerdig war und durch die unterwasserliegenden Vulkanen an der einen Seite hochgedrückt wurde. Über den auf der Insel gelegenen Golfplatz führt der Weg an der Küste weiter. Im Sommer brüten auch hier viele Puffins in den Klippen. Der Weg ist eher ein Trampelpfad mit Leitern ab und zu, zum überqueren von Zäunen. Von diesem Weg hat man einen atemberaubenden Blick auf das Meer und ein Paar Seespitzen, die dort herausragen. Auf der Hälfte des Hinweges gibt es einen kleinen Parkplatz mit Tischen und Bänken, auf denen man perfekt Pause machen kann. Zum Ende hin verläuft der Trampelpfad langsam in einen Strand über, nachdem man wenige Meter über Steinen klettern musste. Auch hier ist ein Parkplatz, und Kinder spielen im Wasser. Von hier aus kann man noch weiter die Landzunge in den Süden gehen, jedoch nur an der Straße entlang. Auch an diesem Tag schien die Sonne ununterbrochen und die Temperaturen lagen bis zu 20°, also haben wir uns dagegen entschieden und treten den Rückweg an.
Der schnellste Weg zurück in die Stand verläuft an der Straße entlang. Diese sieht auf der Karte nicht all zu anstrengend und lang aus, jedoch geht es immer wieder Berg auf und wieder Berg ab. Rechts und links grasen viele Schafe. Wieder in der Stadt, diesmal an der südlichen Grenze, angekommen, offenbarte sich uns ein anderes Bild als am Hafen. Süße kleine Häuser, Familien mit Kindern auf der Straße und viele Menschen mit Hunden liefen herum und gingen ihren Alltagsbeschäftigungen nach. An der nördlichen Küste, an der auch der Hafen liegt, gehen wir an der Fischerei, die sehr stark nach Fisch riecht, noch zu einem Aussichtspunkt. Von dort aus konnte man ganz leicht die Konturen Islands erkennen. Am Hafen angekommen, gehen wir noch in ein kleines Kaffee, bevor wir uns mit der Fähre auf den Weg zurück nach Island machten.
Die Vestmanier Inseln wurden in den sechziger und siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts bekannt. Im November 1963 entdeckten Fischer etwa 20km südwestlich von Heimaey, der größten der 15 Inseln der Westmännergruppe, die aus dem Meer aufsteigende Rauchsäule eines Vulkanausbruchs. Im Laufe der nächsten dreieinhalb Jahre entstand die Insel Surtsey. Sie erreichte eine Fläche von rund 2,5 qkm. Das Meer nagt seitdem ständig an der erkalteten Lava und hat inzwischen 15% der ursprünglichen Inselfläche abgetragen. Andere Inseln, die ebenfalls in den sechziger Jahren neu entstanden, wurden bereits nach kurzer Zeit wieder vollständig abgetragen. Über Heimaey, die einzige ständig bewohnte Insel der Westmänner, brach das Unglück in der Nacht vom 22. auf den 23. Januar 1973 herein. Ohne Vorankündigung öffnete sich nur einige hundert Meter vom Stadtzentrum entfernt, eine fast 2km lange Eruptionsspalte mit mehrere Kratern und riß die rund 5000 Einwohner der Insel aus dem Schlaf. Wegen des schlechten Wetters lag in dieser Nacht praktisch die gesamte Fischereiflotte im Hafen. Diesem Umstand ist es wohl zu verdanken, daß die Insel innerhalb weniger Stunden evakuiert werden konnte und niemand ernsthaft zu Schaden kam. Der Ausbruch konzentrierte sich im Laufe der Zeit auf den mittleren Bereich der Spalte und nach und nach baute sich der neue Vulkan Eldfell (Feuerberg) auf. Einige hundert Menschen blieben auf der Insel zurück, um zu retten, was zu retten war. Insbesondere befürchtete man, das ein Lavastrom die lebenswichtige Hafeneinfahrt verschütten könnte. Mit leistungsfähigen Pumpen und kilometerlangen Rohrleitungen wurde Meerwasser auf den Lavastrom gepumpt, um ihn abzukühlen. Das Unternehmen gelang tatsächlich und der Lavastrom konnte rechtzeitig gestoppt werden. Heute bietet der neu entstandene Lavawall und der Eldfell dem Hafen und der Stadt zusätzlichen Schutz bei Stürmen.
Am letzten Tag fahren wir früh los Richtung Rejkavik um unseren Flug nach Hause zu nehmen. Ich war noch nie so beeindruckt von einer Landschaft, wie auf Island. So eine große Variation von Naturspektakeln gibt es kaum wo anders. Obwohl es an der Oberfläche relativ kalt ist, brodelt es ununterbrochen unter der Erde. Damit endet eine wunderschöne Reise, die aber nicht die Letzte sein wird, die nach Island geht.
Unterkunft: Langholmi Holiday Apartments
An- und Abreise: Flug mit Icelandair zwischen Berlin BER und Reykjavík KEF
Weitere Quellen:
https://www.reise-klima.de/klima/island
https://www.reisereporter.de/artikel/7108-gletscher-schmelzen-was-bedeutet-das-fuer-island-tourismus-boomt https://travelstories-reiseblog.com/papageientaucher-beobachten-island/
https://guidetoiceland.is/de/island-tourplaner/golden-circle https://adventures.is/de/island/attraktionen/vestmannaeyjar/ https://www.expatolife.com/reynisfjara-black-sand-beach-iceland/