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Der Zoo: Die reinste Qual für den Eisbären

self-Logo 06.04.2023 Greta Rohde, Ricarda-Huch-Schule Hannover

Fast jede Stadt hat einen und fast jeder war schon in einem Zoo. Mit ihnen verbunden ist Spaß und Freude die Tiere aus aller Welt zu beobachten, die man sonst wahrscheinlich ohne diese Gelegenheit nie zu Gesicht bekommt. Man betritt den Zoo und trifft direkt auf glückliche Familien, Shops und Imbissbuden. Nicht zu vergessen an jeder zweiten Ecke auf eine komplett andere Welt mit den verschiedensten Tieren, die diese repräsentieren. Und bereits beim Betreten des Zoos und beim Vorbeilaufen an den ersten Gehegen steigt einem direkt der Geruch von Tieren und Natur in die Nase. 

Daran klingt ja eigentlich nichts verkehrt - oder? Ein Spaß für die ganze Familie. Doch wie spaßig ist dieses Leben für die Tiere? Auf ihren Internetseiten und Eintrittskarten prahlen Zoos, wie beispielsweise der Zoo Hannover, mit Bildern von „glücklichen“ Robben, Elefanten und Löwen. Auf denen sie sich in ihrer vollen Pracht in der Sonne wälzen, unbeschwert umher schwimmen oder zuckersüß in die Kamera blicken. Dabei findet sich kein Hinweis auf Glasscheiben oder Zäune, die diese Tiere von uns Menschen trennen. An diesen zwängen sich Massen von Kindern, welche über die Tiere lachen und Grimassen schneiden. 

Wie glücklich können Tiere in Zoos überhaupt sein? Schließlich ist nicht zu vergessen, dass Tiere in Zoos in Gefangenschaft leben und Zoos aufgrund vieler Einschränkungen nicht artgerecht sind und wahrscheinlich auch niemals sein können. Denn kein Zoo der Welt kann an den echten Lebensraum vieler Tiere nur im Ansatz heran kommen, dass liegt vor allem am Klima und am Platz. Auf den ersten Blick wirken die Gehege, an denen man vorbei läuft nicht sonderlich klein. Mit den spielerischen Elementen, Felsen, Pflanzen und Wasserbecken, scheint es so, als könnten die Tiere sich darin relativ gut aufhalten. Doch nicht zu vergessen ist, dass diese Gehege für die Tiere ein Zuhause für das ganze Leben. Was für die meisten Tiere in Zoos einfach nicht ausreicht.

Ein Tier welches mit diesen Einschränkungen besonders zu kämpfen hat, ist der Eisbär. Das zweitgrößte Landraubtier der Welt. In ihrer natürlichen Umgebung bewegen sich Eisbären in ihrem gesamten Leben auf einer Fläche von bis zu 964.260 km². Um das einmal greifbar zu machen: Dies entspricht ungefähr einer Fläche von 2,7 Mal Deutschland. In Zoos müssen Eisbären aber mindestens mit einer Fläche von 400m2 Außengehege auskommen und das zu zweit. Als Innengehege stehen Eisbären im Zoo verbindbare Einzelboxen mit gerade 12m² zur Verfügung. In ganz Deutschland haben die etwa 30 Eisbären in Zoos insgesamt nur eine Lauffläche von 9.512m2 zur Verfügung. Das mag vielleicht im ersten Augenblick gar nicht so wenig klingen, doch entspricht dies gerade einmal der Rasenfläche der Berliner Siegessäule.

Eisbären haben durch diese, vergleichsweise kleine Fläche in Zoos, einen riesigen Bewegungsmangel und verspüren zudem in vielen Fällen das Gefühl von Enge. Das lässt sich vor allem an Verhaltensauffälligkeiten erkennen. Wir sehen diese durch das ständige auf und ab Gehen oder Schwimmen, der sich immer wiederholenden gleichen Strecke an Land und in den Wasserbecken. Ein Zeichen dafür, dass diese Tiere leiden und seelisch krank sind. Im Zoo Hannover gibt die Unterwasserwelt in der Yukon Bay einem die Möglichkeit, die Tiere auf Augenhöhe zu beobachten. Hier wirkt dieses auf und ab Schwimmen wie eine Dauerschleife, die nie zu enden scheint.

Laut wissenschaftlichen Studien weisen mindestens 55 bis 77 % der Eisbären in Zoohaltung solche Verhaltensstörungen auf. Laut einer Fallstudie verbrachte ein männliches Tier rund 77 % seiner täglichen Aktivität mit diesen stereotypischen Verhaltensauffälligkeiten. Zudem zeigen, laut einer Beobachtung der Tierschutzorganisation „PETA“, dass 24 von 34 Eisbären diese Verhaltensstörungen aufweisen.

Doch nicht nur der Platz in Zoos macht Eisbären zu schaffen. Neben dem Klimawandel in ihrer Heimat stellt auch das Klima in Zoos für sie eine große Bedrohung dar. Während viele Familien im Sommer fröhlich durch den Zoo schlendern, sich mit einem Eis abkühlen und sich auf den zur Verfügung stehenden Bänken Sonnen, müssen Eisbären mit den Temperaturen kämpfen.  Im Jahr 2012 starb ein Eisbär im Zoo von Buenos Aires bei 35 Grad aufgrund von Hitzestress, was die Qual dieser Lebensweise zeigt. Beim Vorbeigehen und „Bestaunen“ der Gehege mit Eisbären, sieht man meist ein Gehege mit Grünflächen und steinigem Boden. Eine Welt, die nichts mit der Heimat der Eisbären zu tun hat. Auch ihre natürlichen Bedürfnisse, wie das Suchen nach Nahrung sowie die freie Partnerwahl können Eisbären in der Gefangenschaft nicht ausleben wodurch die Beschäftigungslosigkeit der Tiere zunimmt. Dies oft bis an ihr Lebensende. Denn wenn Eisbären und viele andere Tiere in Zoos schließlich alt werden und langsam keine spannende Attraktionen mehr für die Besucher darstellen, da fast alle Besucher lieber an den süßen Tierbabys halt machen, werden viele der alten Tiere verkauft oder sogar getötet, weil sie uns Menschen nicht mehr genügen.

Wenn bei uns Menschen irgendwann beim Zoobesuch die Langeweile eintritt und wir uns langsam entlang der letzten Gehege, denen wir vielleicht keinerlei Aufmerksamkeit mehr schenken, in Richtung Ausgang bewegen, noch einen kurzen Blick in einen der Shops werfen und dem Zoo eine Kleinigkeit spenden, verlassen wir schlussendlich zusammen mit unzähligen Menschenmassen den Zoo. Hinter uns lassen wir Tiere in Gefangenschaft, die durch unsere noch anhaltende Unterstützung der Zoos vielleicht niemals ein Ende haben wird.

Quellen: 

https://www.peta.de/themen/eisbaeren-zoo/ 

https://youtu.be/xtgQw5Dytys 

www.zoo-hannover.de/de 


anonym
14.04.2023 10:35 Uhr
Sehr interessant und ein wichtiges Thema!!
Promedia Maassen
17.04.2023 11:26 Uhr
Hallo Greta, vielen Dank für deinen Beitrag zu dem Thema Zoos. Du hast gut erklärt, warum Zoos auch kritisch betrachtet werden sollten. Dein Text könnte noch stärker und überzeugender werden, wenn du zusätzlich Argumente von Zoo-Befürwortern einbindest und diese dann entkräftest. Liebe Grüße vom Promedia Maassen Team

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