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Ich packe meinen Koffer und haue ab!

self-Logo 05.04.2023 Mia Ristic, Ricarda-Huch-Schule Hannover

Ein zunächst unscheinbares Gebäude im Zentrum Bremerhavens, doch die mit Metallseilen befestigte Weltkugel lässt es besonders wirken. Einen Blick darauf werfen ist einfach unvermeidbar. Die Weser, welche ihren Weg genau hinter dem heutigen Auswanderer-Museum findet und in die Nordsee mündet, lässt das Wasser leise gegen die Betonwände peitschen. Auch das Prasseln des Regens macht sich durch das Aufkommen auf der Wasserdecke bemerkbar. Im Inneren befinden sich zahlreiche spannende Räume, sodass du selbst zum Forscher wirst, um verschiedenste Akten von Ausgewanderten zu durchforsten und spannenden Hintergrundgeschichten auf die Spur zu kommen. Lebensnah geformte Wachs-Migranten lassen die Kulisse der Überreise auf einem Schiff emotional aufblühen. Auch du selbst wirst einer von ihnen und kannst dich dazu gesellen, um ein typisches Schiffsrestaurant-Mahl zu dir zu nehmen. Eine Welt aus den 1850-er Jahren und du stehst mittendrin. Bekannte Geschäfte, doch die Aufmachung lässt darauf schließen, dass sie nicht zur heutigen Zeit in der Innenstadt stehen.

Schon vor rund 150 Jahren wanderten Menschen aus ihrer Heimat aus, um ein neues Kapitel aufzuschlagen. Zu dieser Zeit diente das Auswanderer-Haus zur Unterbringung, Verpflegung und Ankunft von Migranten, was sich durch den direkten Anschluss zum Meer sehr anbot. Das heutige Auswanderer-Haus besteht nur noch aus einzelnen Bestandteilen, welche nun Teile des Campus der Hochschule Bremerhaven darstellen. Heute stellt das Museum viele historisch detailgetreue, nachgebaute Ausstellungsräume zur Verfügung, wodurch Emotionen von Träumen und Hoffnungen bis hin zu Sorgen und Ängsten reichen, welche die Besucher seit mehreren Jahren in ihren Bann ziehen. Migration und soziale Ungerechtigkeiten spielen auch heute noch eine große Rolle in der Gesellschaft. Ein fremdes Land, ein neues Zuhause, keine Akzeptanz, aber gleichzeitig eine Chance, sich selbst neu und besser zu erfinden.

Eine Zeitreise des Auswanderns, die langsam im Hier und Jetzt stoppt. Von der früheren Reise mit der Kutsche, zum Fliegen mit dem Flugzeug, vom vornehmen Kostüm, zum Jogginganzug und vom Neuen zu Bekanntem. So änderte sich das Reisen mit der Zeit und hinzu kamen immer mehr Gründe, welche vielen Menschen die Möglichkeit gaben, sich einen Herzenswunsch zu erfüllen.

Auch wenn das Auswandern wie etwas eher Seltenes wirkt, wandern laut Statista Research Department pro Jahr etwa eine Million Menschen aus Deutschland aus. Liegt das daran, dass Deutschland schlecht zum Leben ist? Nicht unbedingt, denn meistens sind die Gründe eher individuell veranlagt. Manche Personen möchten einen neuen Lebensabschnitt beginnen. Andere hingegen fliehen vor häuslichen Konflikten oder Gewalt. Die häufigsten und simpelsten Gründe sind jedoch, dass man seiner Fernbeziehung ein Ende oder einem Jobangebot einen Start setzen möchte. Der Hauptgrund ist die Liebe, was davon abgeleitet werden kann, dass sich Auswanderer nur zu 31 Prozent als Single auf solch eine Reise begeben. Meist eher unwahrscheinlich in Deutschland, sondern eher aus Ländern mit schlechten Lebensumständen, wandern Personen aus, um ein besseres Leben mit einer vollkommeneren medizinischen Versorgung und mit erfolgsversprechenden Bildungsmöglichkeiten zu leben oder im Falle der Armut, vom Staat sozial unterstützt zu werden. Nahezu gleichmäßig verteilt, ist der Anteil von Männern und Frauen, die zu Auswanderern werden. Doch nur zu 73 Prozent sind diese zufrieden mit ihrer Entscheidung, ihr Leben in einem fremden Land fortzusetzen. Nichtsdestotrotz beruht diese Zufriedenheit darauf, wie hoch die eigenen Ansprüche sind und ob man sich eventuell in seiner Vorstellung geirrt hat.

Paris: Eine Stadt voller individueller Optionen. Die mit der Beaux-Arts architektonisch errichtete Großstadt, findet bei vielen Touristen durch ihre gegensätzliche Wirkung zwischen modern und Vintage viel Zuspruch. Auch zum Auswandern ist die aufgeweckte Stadt, nahe der Seine, ideal. In einer Wohnumgebung mit Blick auf den Eiffelturm erblickt man einen Altbau. Pompös, großzügig verziert, eine beige Fassade und kleine geschwungene Balkongeländer schmücken das Haus im Parisienne Flair. 

Kim Yana Hachmann, eine Bewohnerin dieses Hauses, ist Expertin in dem Gebiet „Auswandern in ein fremdes Land“. Auf ihrem Tik Tok-Kanal bietet sie regelmäßig einen Einblick in ihr Privatleben und in ihre journalistische Laufbahn als selbstständige Redakteurin für den deutschen Tik Tok-Kanal der „Elle“. Alle paar Wochen hat sie die Möglichkeit, bestimmte Events, wie Red Carpets sowie Modeshows, zu kommentieren und mitzuerleben und zusätzlich einen Blick in die Promi-Welt zu erhaschen. So interviewt sie die deutschen Stars live aus Paris und bringt somit etwas der Pariser Kultur nach Deutschland. Aber Paris ist nicht immer die Filmkulisse, wie sie von außen zu sein scheint. Kim Yana antwortet auf wissbegierige Kommentare, in denen sie gefragt wird, wie das Leben mit Blick auf das mit bekannteste Bauwerk der Welt ist. Paris ist nicht unbedingt perfekt, denn zwar hat man jeden Morgen einen schönen Ausblick aus den großen, alten Fenstern, doch dafür müssen Bedürfnisse der Privatsphäre etwas kürzer kommen. Ein Bad, so groß, dass man gerade so alleine hineinpasst und eine Toilette, die dauerhaft kaputt ist. Kim erzählt, dass sie nun auf die Gemeinschaftstoilette mitten im Treppenhaus angewiesen ist und sie aus diesem Grund auf der Suche nach einer angenehmeren Bleibe sei. So kann man sich merken: „Man kann nun mal nicht alles auf einmal haben“ und um den Eiffelturm zu sehen, ist eine kurze Fahrt mit der Metro eventuell sinnvoller. 

Aber auch Kim Yana empfiehlt, sich nicht gleich zu Beginn mit hohen Kosten für eine Eigentumswohnung zu belasten. Lieber eine temporäre Bleibe, als zukünftige Komplikationen. So ist wahrhaftig zu sehen, ob die Stadt das ist, was man sich ausmalte, ohne zu wissen, dass man an die Stadt gebunden ist, da man Unmengen an Geld für eine teure Pariser Wohnung ausgibt, die einem nicht verspricht, seinen Lebenstraum zu erfüllen. Ihrer Meinung nach sei Airbnb-Hopping der Schlüssel, ob und wo man in einer Stadt Fuß fassen möchte. Mit dem Zeigen ihres Auswander-Prozesses, möchte sie ihre Zuschauer mit auf ihre Reise nehmen und zeigen, dass alles möglich ist, solange man daran glaubt.

Durch ihre vielfältigen Studiengänge, welche Kultur-und Medienbildung, sowie Journalism und Mass Communication umschließen, bekam sie die Möglichkeit, international durchzustarten und einen zwar selbstständigen, aber auch unglaublich abwechslungsreichen, spannenden und modernen Job zu ergattern. Ob dieser objektiv sicher ist, liegt im Auge des Betrachters, doch ein Zitat ihrerseits ist, dass Vertrauen in sich selbst die größte Sicherheit im Leben ist.

Aber wie kann man sich einen typischen Alltag einer hart arbeitenden Journalistin vorstellen? Typisch ist der falsche Begriff, denn jeder Tag ist individuell und einzigartig. Auch nicht unbedingt glamourös ist es. Die junge Journalistin steigt in die öffentlichen Verkehrsmittel, um ihr Ziel, die Chanel Fashionshow, zu erreichen. Auch Schwierigkeiten gehören dazu, allerdings muss das eigene Ego standfester sein, denn Entschuldigungen für Verspätungen gibt es nicht. Eine große Tasche, bis obenhin gefüllt mit Technik und Utensilien, ist der ständige Begleiter im Bereich des selbstständigen Journalismus. In einem kleinen Café nimmt sie einen starken Kaffee zu sich und auch belastbare Nerven sind ein Muss, besonders als Fremde in Frankreich, denn nicht nur die Arbeit wartet sehnsüchtig auf einen Besuch. In Fällen, wie Kim Yana’s, für die die französische Sprache Neuland ist, bedeutet es auch nach einem anstrengenden Tag, die Zähne zusammenzubeißen, die Nase in die Bücher zu stecken und zu büffeln. Kreativität und Selbstständigkeit sind nicht nur im Beruf wichtig, sondern auch beim Auswandern. Anschluss finden und lernen, sich auch einmal ablenken zu können, um dem Alltag zu entfliehen. Einfach einmal die Pause-Taste drücken, um die Zeit anzuhalten und sich auf sich zu konzentrieren.

Viele bedruckte weiße Seiten, die unendlich wirken. Tausende Anrufe ohne Antwort. Millionen Mails, die noch nicht verfasst sind und die Zeit die nach und nach immer kürzer wird. Verzweiflung und Zeitdruck. Aber wie kann man ihn vermeiden, um seine Reise in das Ungewisse mit einer kleinen Gewissheit anzutreten, sodass der Stapel an Dokumenten nur auf das Nötigste reduziert wird?

Was sollte man beachten und in welchem Sinn könnte das Auswandern auch zu einem Problem werden? Um schweren Betrug aufgrund von Unwissenheit in Rechtsthemen zu vermeiden, bietet es sich immer an, Kontakt mit der zuständigen Botschaft aufzunehmen. Ein Anruf genügt, um seriöse Listen mit vertrauenswürdigen Arbeitgebern, Notaren und Anwälten zu erhalten. So kann man ebenfalls umgehen, dass man fälschlicherweise ausgenutzt und in einen Rechtsfall mit eingebunden wird. Auch Auswanderungsberater sind zu empfehlen, denn mit dem Auswandern beginnt auch ein neues Kapitel, das es sich lohnt zu genießen. Auch wenn man gewisse Kosten zahlen muss, erwarten einen Unterstützung und wertvolle Tipps. Eine Aufenthaltsgenehmigung und ein Visum müssen unbedingt noch vor dem Reiseantritt beantragt werden, denn sonst ist ein dauerhafter Aufenthalt und das Arbeiten außerhalb der EU nicht möglich. Um einen Job außerhalb seines Heimatlandes anzutreten, sollte man immer auf die jeweilig individuellen Arbeitsbedingungen Acht geben, welche sich in jedem Land unterscheiden. Auch für Sie und dich als potentielle Auswanderer gibt es offizielle Seiten, um seriöse Beratungsstellen kontaktieren zu können: www.bva.bund.de/DE/Das-BVA/Aufgaben/A/Auswanderer_Auslandstaetige/auswanderer_node.html

Mit dem Einhergehen des Auswanderns treten auch eine Menge an Emotionen auf, die sich mit jedem weiteren Schritt verändern. Diese Schritte, nennt man auch „die Phasen des Ankommens“. Zunächst beginnt sofort nach dem Ankommen die Freude, Neues zu entdecken und zu erleben. Alles wirkt anders, die Umgebung, neue Geschmäcker, Gerüche und Eindrücke.

 Diese Euphorie geht in „die Krise“ über, in der die Urlaubsstimmung abnimmt und die Realität eintritt. Unterschiede, die vorher spannend waren, lassen zweifeln und das Heimweh tritt ein. Vielleicht war es zu Hause doch besser? War die Entscheidung richtig? Einsamkeit breitet sich aus und verwirrt, doch der Zweifel geht über in die „Erholung“. Irgendwann entwickelt sich das Neue zum Alltag und man findet sich langsam aber sicher in seine neuen Routinen ein. Ein Gefühl der Stabilität entsteht. Neue Bekanntschaften und das immer bessere Beherrschen der Sprache lässt durch die sozialen Einflüsse alles Andere vergessen. Darauf folgt „Seinen Weg finden“, was bedeutet, dass der Auswanderer sich persönlich entspannt und flexibler auf schwierige Situationen reagiert. 

Insgesamt sind diese Phasen nur ein ungefährer Überblick darüber, wie sich seine Gefühlslage über mehrere Monate entwickelt, denn wie belastend die einzelnen Phasen erlebt werden, hängt von der eigenen Persönlichkeit und der Situation ab. Offeneren und veränderungsfreudigen Menschen wird es leichter fallen, als Menschen, die neue Reize als etwas Negatives einschätzen. Alleine auszuwandern ist ebenfalls weitaus schwieriger zu bewältigen, als mit nahestehenden Menschen zu reisen, denn somit nimmt man einen Teil seiner Heimat mit sich, der sich vertraut anfühlt und in dessen Umgebung man sich geborgen und sicher fühlt, denn Kommunikation ist während des Auswandern das Bedeutendste. 

Wer bin ich und wie sieht meine Zukunft aus? Die Zukunft ist, wie der Begriff es voraussagt, einem selbst überlassen und kann zwar beeinflusst, aber nicht endgültig bestimmt werden. Seit der Kindheit hat jeder Träume, die sich jedoch mit jedem weiteren Schritt zum Erwachsenwerden abwandeln, denn Interessen bleiben nicht immer dieselben. Mit dem Älterwerden entwickelt sich unser Verstand dazu, logischer zu werden, Dinge auszuschließen, da sie unmöglich wirken und somit Träume aufzugeben und zu verdrängen. Natürlich ist der Wunsch Prinzessin zu werden, nicht unbedingt realistisch, denn dort wird man meist hineingeboren, aber wer bestimmt, dass du nicht dazu bestimmt bist, in ein anderes Land zu ziehen und dort Träume möglich zu machen? Niemand außer deinem eigenen Gewissen! Unsicherheiten, negative Einflüsse und Fremdbestimmung sind meist Gründe dafür, dies aufzugeben. Doch das innere Kind, was sich in jedem von uns befindet, verschwindet nicht einfach, sondern verstummt. Manchmal muss man es wieder wachrütteln und sich zurückerinnern. Der kindliche Verstand ist zwar in einigen Bereichen aufgrund von fehlenden Erfahrungen simpler, aber manchmal auch mutiger. Was hast du zu verlieren und wieso nutzt du nicht deine Gelegenheit, etwas auszuprobieren? Probieren geht schließlich über studieren! Etwas zu wagen, nimmt die Chance, später etwas zu bereuen, also fang an, dich selbst zu verwirklichen! 

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Promedia Maassen
06.04.2023 10:10 Uhr
Liebe Mia, vielen Dank für deinen gelungenen Blogbeitrag. Uns würde zunächst einmal interessieren, wieso du dich für dieses Thema entschieden hast? Warst du in dem Auswanderer-Museum oder planst du, selbst einmal auszuwandern? Der Beginn deines Beitrags ist sehr atmosphärisch und gemeinsam mit der direkten Anrede der Lesenden taucht man schnell in deine Zeilen ein. Es ist schön, wie du über verschiedene Aspekte einen Zugang zu dem Thema schaffst und unterschiedliche Blickwinkel auf die Thematik aufzeigst. Mit deinem letzten Absatz regst du nochmal richtig zum Nachdenken an. Daher nochmal vielen Dank! Liebe Grüße vom Promedia Maassen Team

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